Spinnfischen auf Dorsch vom Ufer an der Ostsee
Aktuell: Die Dorschpopulation in der westlichen Ostsee ist stark geschrumpft. Vom Ufer aus fangen wir in den letzten Jahren kaum noch Dorsche. Solltet ihr andere Erfahrungen gemacht haben, freuen wir uns auf einen Kommentar.
Watfischen auf Dorsch: Für die meisten Angler wird das Dorschangeln automatisch mit dem Bootsangeln oder Brandungsangeln an der Ostsee gleichgesetzt. Entweder vom Kutter oder vom kleinen Motorboot wird dem Ostseeleopard mit Pilker oder schwerem Twister im Tiefenwasser nachgestellt oder mit schwerem Geschirr vom Strand.
Nur wenige wissen, dass an der Ostsee der Dorsch auch vom Ufer aus mit der Spinnangel beim Watangeln gefangen werden kann. Die Fische sind in der Regel kleiner und weniger kapital, aber dennoch küchentauglich. Allerdings werden häufiger kleinere Dorsche als vom Boot aus gefangen. Diese sollten schnell und schonend wieder zurück gesetzt werden. Hin und wieder sind auch 50+ Dorsche drin. Das Mindestmaß für den Dorsch an der Ostsee liegt in Schleswig-Holstein bei 38 cm und in Mecklenburg-Vorpommern bei 35 cm (Stand Okt. 2019).
Unser Tipp: Da jeder Fisch wenigstens einmal gelaicht haben sollte, empfehlen wir ein persönliches Mindestmaß von mind. 45-50cm (Ein persönliches Mindestmaß ist allerdings nicht erlaubt). Aktuelle Fangquoten für Angler.
Spinnfischen auf Dorsch
Für das Spinnfischen auf Dorsch vom Ufer aus, kann das gleiche Equipment wie für die Meerforelle genutzt werden. Eine Spinnrute mit einem Wurfgewicht zwischen 8 und 45g ist völlig ausreichend, da der klassische Dorschblinker ein Gewicht um die 18-25g hat. Auch die leichte Hechtrute oder Zanderrute kann genommen werden, wenn noch kein Geschirr gekauft wurde.
In Ostseehäfen, z.B. Kiel gelten an manchen Stellen andere Regeln: an der Kaimauer ist die Strömung aufgrund der höheren Tiefen häufig recht stark. Hier sind schwere Blinker oder Gummifische manchmal besser.
Der Blank der Dorschrute sollte eine progressive Aktion aufweisen, um die harten Kopfschläge von größeren Dorschen gut abzufangen. Die Rute darf auch etwas steifer sein, um die Köderführung zu optimieren. Eine Rutenlänge von +/- 3,00m ist optimal.
Die Dega Lars Hansen Seatrout 3 oder auch die Daiwa Exceler Sea Trout sind optimale Spinnruten für das Spinnangeln auf Dorsch.
Welche Angelschnur für Dorsch in der Ostsee?
Als Angelschnur kommt, wie beim Mefoangeln, eine geflochtene oder monofile Schnur zum Einsatz. 0,12mm bei geflochtener oder 0,25mm bei monofiler Schnur haben sich bewährt. Ein monofiles Vorfach von 0,30 mm kann der geflochtenen Schnur zur besseren Dehnung vorgeschaltet werden. Eine 3000-4000 Rolle ist optimal.
Welchen Köder für Dorsch in der Ostsee?
Dorschköder Spinnfischen
Beim Spinnfischen auf Dorsch entspricht der typische Dorschköder dem klassischen Küstenblinker bzw Küstenwobbler. Als „Fressmaschine“ spielen Formen und Farben für den Dorsch keine große Rolle. Der Allesfresser macht vor keinem Ködertyp halt. Ob Blinker, Wobbler, Gummifisch oder Fliege – der Dorsch nimmt alles, wenn er in Fresslaune ist. Der Gummifisch bzw. Twister/Shad ist ein sehr guter Köder, nur sind seine Flugeigenschaften äußerst bescheiden. Daher findet er bei mir keine Verwendung. Als besonders gute Farbe haben sich dennoch schwarz/rot (Dorschkiller) und braun/oliv-Töne herausgestellt.
Dorschblinker
Gute Dorschblinker sind der Snaps, der Gno, Moresilda, Hansen Flash oder der Viking. Diese sollten beim Blinkern auf Dorsch verwendet werden. Aber auch der klassische Effzett von DAM oder andere Blinker mit entsprechenden Gewichten überlisten den Dorsch. Ganz sicher.
Strände und Verhalten vom Dorsch
Der Dorsch ist ein Grundfisch, der in größeren Schwärmen auftritt. Er sucht am Grund nach Fischen, Krebsen, Würmern, Schnecken und anderem Getier. Ein abwechslungsreicher Meeresboden mit Kiesen, Steinen, Algen, Felsen und Sandflächen, auch Leopardengrund genannt, bietet diesen Arten einen idealen Lebensraum und damit dem Dorsch ein optimales Jagdrevier.
Der Dorsch hält sich in der Regel tagsüber in tieferen Bereichen auf und kommt meisten erst in der Morgen- und Abenddämmerung in Ufernähe, um sich den Bauch voll zuschlagen. Diese Zeiten sind daher am erfolgreichsten.
Tipp: Hafenanlangen wie in Kiel oder Eckernförder sind ebenfalls gute Dorschreviere. Das Wasser ist in Wurfweite sehr tief, so dass hier gute Dorschfänge möglich sind. Die Ausrüstung könnte hier allerdings ein wenig schwerer gewählt sein, als beim Küstenangeln. Klassische Dorschköder in Hafenanlagen sind hier die Gummifische (Twister, Shads mit Jigköpfen) mit Gewichten zwischen 14-35g – je nach Tiefe und Strömung.
Wann fängt man Dorsch in der Ostsee? – Küstenangeln Dorsch
Die beste Fangzeit für den Dorsch sind die Monate April bis Juni und September bis Dezember. Im Sommer ist die Wassertemperatur entscheidend. Ist es zu warm, Wassertemperatur > 16 Grad, lässt sich der Dorsch beim Blinkern nur nachts kurz im Küstensaum blicken. Ist es hingegen sehr kühl, sind auch die Sommermonate erfolgsversprechend. Von Februar bis Anfang April ist Laichzeit beim Dorsch. In dieser Zeit sind die größeren Fische außerhalb der Wurfweite. Kleinere Dorsche sind bei milden Temperaturen hin und wieder auch zu fangen. Ist der Winter sehr kalt und die Wassertemperatur < 3 Grad, habe ich persönlich noch nie einen Dorsch gefangen.
Spinnfischen – Dorsch vom Ufer – Tipps und Technik
Der Dorsch hält sich in Grundnähe auf. Darauf muss die Fangtechnik vom Ufer aus abgestimmt sein. Der Köder sollte beim Spinnfischen langsamer eingezogen werden, als beim Angeln auf Meeforelle. Kurze Spinnstopps sind ebenfalls erfolgversprechend.
Eine andere Möglichkeit ist das Jiggen (mit Blinker oder Gummifisch) – das Absinken des Köders auf Grund und wieder anheben und anschließendem Kurbeln. Auch die „Faulenzer-Methode“ vom Zanderangeln kann ausprobiert werden. Langsames Einholen, kurz warten damit der Blinker auf Grund aufschlägt und wieder einkurbeln. Hier muss aber, wie auch beim Jiggen, mit Hängern gerechnet werden.
Wann beißt der Dorsch am besten?
Tagsüber ist das gezielte Angeln auf Dorsch vom Ufer nicht ganz einfach. Der Dorsch hält sich für gewöhnlich in tieferen Bereichen auf, die nur selten mit der Spinnrute abzufischen sind. Wassertiefen unter 1,5 m werden tagsüber kaum vom Dorsch angenommen. Wer sich auskennt, sollte daher tiefe, strömungsreiche Bereich suchen. Köder von 20-28g machen jetzt Sinn, um die Weite zu erreichen.
Ganz anders sieht es in der Dämmerung aus. Zur blauen Stunde, also kurz vor Sonnenuntergang ,ist der Dorsch im Küstensaum aktiv. Wie aus dem Nichts kommt plötzlich ein Biss nach dem anderen. Weite Würfe sind nicht mehr notwendig, da der Fisch häufig 10-20m vor der Rutenspitze beißt. Vielversprechender sind jetzt Würfe schräg bzw. parallel zum Ufer. So kann ein großer Bereich aktiv abgefischt werden, in dem sich die Dorschschwärme aufhalten.
Sowie die Dunkelheit eingetreten ist, ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Der Dorsch zieht weiter, als wir werfen können, und lässt sich nur noch selten mit der Spinnrute überlisten. Jetzt sind die Brandungsangler am Zug…
Tipp: Wenn ein Dorsch ans Band geht, schnell weiter angeln und die gleiche Stelle anwerfen, da der Dorsch ein Schwarmfisch ist.
Drop-shoten auf Dorsch – Twister und Birnenblei
Eine besondere Montage ist das Angeln mit klassischen Gummifischen am Vorfach auf Dorsch. Als Gewicht dient entweder ein leichter Pilker ohne Haken oder ein Birnblei. Der Gummifisch wird an einem Einzelhaken aufgezogen, dahinter wird ein Blei montiert. Die Montage gleicht eigentlich dem Drop-Shoten auf Zander und Barsch. Der Abstand zwischen Gummi und Blei ist ca. 40cm. Die Montage wird nun langsam mit kurzen Zuckbewegungen eingezogen. Eine weitere Variante ist ein Vorfach mit Auftriebskörper und Twister. Auch diese ist sehr vielversprechend, was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann – hier noch eine auführliche Anleitung mit Auftriebskörper.
Tipp: Da sehr grundnah geangelt wird, sollte der Drilling vom Blinker/Wobbler gegen einen Einzelhaken ausgetauscht werden. Dies führt zu weniger „Hängern“ und schont den Geldbeutel. Auch solltet ihr den Widerhaken andrücken, da in der Regel kleinere Dorsche gefangen werden, die somit schnell und schonend zurückgesetzt werden können.
Fangquote – Baglimit für Angler 2020 Ostsee
Seit dem 1.1.2019 gilt an der deutschen Ostseeküste eine Fangqoutenregelung für den Dorsch. So dürfen pro Tag nur 7 Dorsche pro Person entnommen werden. Ab 2020 wird das Baglimit weiter gesengt. Mehr zur Dorschfangqoute.
Melanie Samsel meint
Vielen Dank für die Tipps! Es ist gut zu wissen, dass man für einen Dorsch am besten einen Küstenwobbler braucht. Ich wollte sowieso noch ein paar Dinge zusätzlich zu meinem neuen Angelzubehör kaufen, da werde ich mich mal nach diesem Köder umschauen.
Flo von Gleichen meint
Ein etwa 50cm großer Dorsch hat ca 3kg, rechnen wir also mal damit.
Ein Fischkutter der 10 Tonnen aus dem Wasser zieht hat also stark abgerundet ~3000 Fische an Bord.
Selbst 100-200 Angler werden pro Tag wohl kaum so hohe Fangzahlen realisieren können.
Ich glaube kaum, dass wir Angler das Problem bei schwindenden Fischbeständen sind.
Petri!
Anonymous meint
okt.2017-wir sind von sassnitz mit kutter(14 angler aus sachsen)ausgefahren.wir hatten die fischgründe erreicht,da kam doch der riesengroße rostbraune schlepper von rostock mit schleppenden netz bei uns quer durchgefahren-es war aus mit angeln.den ganzen tag kein fisch mehr.was diese industrielle fangmethode in der ostsee ausmacht,das sieht man am fischbesatz.einfach nur skandalös.es gab mal zeiten,gar nicht so lange her,da sind die kleinen fischerboote morgens aus jedem kleinen örtchen an der ostsee ausgelaufen um zu fangen.es wurde nur soviel gefangen wie notwendig war.jeder war glücklich-die fischer und die angler.
Olaf meint
Da fischt ihr aber viel zu schwer.
Ich Fische in Kiel und Umgebung maximal 14g eher 7g oder 10g….
Admin: Danke für die Info. Habe mir das nur sagen lassen, da ich selbst nicht in Kiel/Eckernförde fische. Aber von 30g. habe ich schon öfter gehört, allerdings in Dänemark. Daher habe ich mal die Gewichte nach unten korrigiert.
der steff meint
Denke nicht dass es sich eher auf die dorschfahrten mit dem boot handelt, als um den kleinen fischer vom ufer. wo ich in jedem fall zustimme ist, dass die industrie täglich tonnen von dorsch und seelachs raus holt mit ihren netzen und somit immer noch den meisten teil der fische ziehen. und der kleine fischer sorgt durch vereine und abgabegelder stets für nachbesatzt. das muss der Berufsfischer nicht. zumindest nicht schiffe der extraklasse die mal eben mit einem netzt 100 t fisch ziehen. Danke aber auch das 5 Dorsche reichen. einfach ein jahr lang kompletten fischfang verbieten und schon ist alles im lot.
weiterhin petri heil
oberadmin meint
Es ist nicht der Spinnangler, der vom Ufer aus angelt, sondern die Kutterangler, die täglich Massen von Dorschen herausziehen….
Lutz meint
Es ist die Masse, die hier ausschalggebend ist. Neuere Zahlen zeigen, dass die Amateurfischen (viele) etwa so viel Dorsch fangen wie die Berufsfischer (wenige). Außerdem sind beim Mindestmaß 5 Fische doch durchaus ausreichend.
Petri Heil!
Franz meint
Als ob der kleine Angler mit der Spinnrute die Dorschbestände gefährden könnte.
Warum bekommt die Industrie immer einen Freibrief ? Meiner Meinung nach sollte man am Kern des Problems arbeiten