17. August 2021. Der Dorschbestand der westlichen Ostsee ist zusammengebrochen. Eine neue Studie unter der Leitung von Christian Möllmann vom CEN der Universität Hamburg hat gezeigt, dass der „Kipppunkt“ für diese Population bereits überschritten wurde. Wird solch ein Kipppunkt erreicht, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein befischter Bestand sich schnell erholt. Beim Dorsch, in anderen Seegebieten Kabeljau genannt, haben sowohl der Klimawandel als auch Überfischung jetzt dazu geführt. Die Studie wurde im Fachblatt Scientific Reports veröffentlicht (berechtigte Kritik zur Studie findet ihr hier)
Hohe Fangquoten und Klimawandel verantwortlich
Aufgrund von hohen Fangquoten und bisher nicht beachteten Umweltfaktoren ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich der Bestand des Dorsches an der deutschen Ostseeküste in näherer Zukunft erholen wird. Für die jetzt veröffentlichte Studie analysierten Forscherinnen und Forscher vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg, des Center for Ocean and Society (CeOS) an der Christian-Albrechts-Universität Kiel und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig jahrzehntelange Fischereidaten der Region mit Hilfe statistischer Modelle.
Fangquoten müssen Klimaveränderungen einbeziehen
In Fischereimanagement wird jährlich eine nachhaltige Gesamtbiomasse für bestimmte Fischarten festgelegt, die gefangen werden darf. So kann sich deren Bestand für das nächste Jahr erholen. Dieses System berücksichtigt jedoch nicht die sich verändernden Umweltbedingungen in der Region, zum Beispiel durch den Klimawandel. So wurde in den vergangenen Jahren zu viel Dorsch gefangen und der Bestand kann sich nun nicht mehr regenerieren.
„Normalerweise geht man davon aus, dass sich die Bestände erholen können, wenn man den Fischereidruck verringert. Unsere Analyse zeigt, dass dies wahrscheinlich nicht mehr der Fall ist“, erklärt Professor Christian Möllmann vom Institut für Marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaft. „Der Dorschbestand befindet sich jetzt in einem stabilen – kritischen – Zustand, der eine Rückkehr zur alten Größe schwierig macht.“
Laichdorsche und große Dorsche nicht beangeln
Zum Niedergang der Ostseepopulation könnte auch beigetragen haben, dass ein System von Mindestanlandegrößen und Mindestmaschenweiten bei Netzen vor allem kleinere Fische und Jungfische davonkommen lässt. Zum Fortbestand ihrer Population haben die aber weniger beizutragen, als die großen Artgenossen, vor allem Weibchen, die pro Gramm Körpergewicht mehr Eier produzieren. Daher sollten sehr große Dorsche von Angelern und Fischern schonend zurückgesetzt werden. Für Angler sollte am besten ein Fangfenster eingerichtete werden, damit große Laichdorsche zur Wiederbelebung der Population beitragen können, so die Empfehlung von Robert Arlinghaus.
Quelle: 17.8.2021 – https://www.cen.uni-hamburg.de/about-cen/news/10-news-2021/2021-08-17-dorsch-kipppunkt.html
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